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Vorlauftemperatur der Wärmepumpe: Wie hoch darf sie sein?

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Bild: © Romolo Tavani / Shutterstock.com

Die Vorlauftemperatur einer Wärmepumpe hat einen bedeutenden Einfluss auf die zu erwartenden Heizkosten. Denn je kühler das Heizungswasser durch Ihr Haus strömt, desto weniger Strom verbraucht die Heizung. Doch warum ist das so? Welche Vorlauftemperatur ist optimal für eine Wärmepumpe und wie lässt sich die Temperatur des Heizungswassers absenken, um die Effizienz der Anlage zu steigern? Antworten auf diese Fragen gibt der folgende Ratgeber.

Vorlauf- und Rücklauftemperatur eines Heizsystems einfach erklärt

Die meisten Heizsysteme, die heute in unseren Gebäuden zu finden sind, arbeiten wasserführend. Dabei erhitzt ein Wärmeerzeuger Heizungswasser, das durch Rohrleitungen zu jeder Heizfläche im Haus strömt. Hier gibt das Medium die mitgeführte Wärme an die einzelnen Räume ab. Seine Temperatur sinkt und es strömt zurück zum Wärmeerzeuger. 

  • Vorlauftemperatur: Temperatur, mit der das Wasser vom Wärmeerzeuger zu den Heizflächen strömt.

  • Rücklauftemperatur: Temperatur, mit der das Heizungswasser von Heizkörpern oder Flächenheizungen zurück zum Wärmeerzeuger fließt.

Die Vorlauftemperatur einer Wärmepumpe ist beim Heizen höher als die Rücklauftemperatur. Je größer der Unterschied zwischen beiden ist (Spreizung), umso mehr Energie transportiert das Wasser.

Heizflächen beeinflussen Höhe der Heizwassertemperatur 

In modernen Heizsystemen hängt die Höhe der Vorlauftemperatur vorrangig von der Art der Heizflächen ab. Da größere Flächen bei gleichen Bedingungen mehr Wärme übertragen als kleine, ermöglichen groß ausgelegte Heizkörper oder Flächenheizsysteme wie die Fußbodenheizung niedrigere Temperaturen im Vorlauf. Sind die Heizflächen hingegen sehr klein, muss die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe größer sein, um bei der begrenzten Fläche mehr Energie übertragen zu können.

Weitere Einflussfaktoren berücksichtigen

Weitere Einflussfaktoren sind die Warmwasserbereitung und der energetische Gebäudezustand. Erstere sorgt teilweise dafür, dass die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe 60 oder 70 Grad erreichen muss, um Trinkwasser schnell zu erwärmen. Der energetische Gebäudezustand beeinflusst hingegen die benötigte Wärmemenge. Je größer diese ist, desto höher müssen bei gleichen Bedingungen auch die Temperaturen im Vorlauf sein. 

Übliche Temperaturen im Vorlauf eines Heizsystems 

Abhängig von der Art der Heizflächen und vom energetischen Zustand lassen sich typische Heizwassertemperaturen für den Vorlauf angeben. Die folgende Tabelle zeigt, wie hoch diese sind.

System zur WärmeübertragungVorlauftemperatur der Wärmepumpe
Altbau mit sehr kleinen, alten Heizkörpern70 bis 90 Grad Celsius
Moderne Bad- und Plattenheizkörper55 bis 60 Grad Celsius
Spezielle Niedertemperaturheizkörper40 bis 50 Grad Celsius
Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung30 bis 45 Grad Celsius

Bei den Werten in der Tabelle handelt es sich um Richtwerte, die in verschiedenen Gebäuden auch unterschiedlich ausfallen können. So sind die Temperaturen im Altbau häufig um zehn bis 20 Grad Celsius niedriger, wenn dieser durch Dämmung und neue Fenster auf einen besseren energetischen Stand gebracht wurde. 

Übrigens: Wie hoch die Vorlauftemperatur Ihrer Viessmann Wärmepumpe ist, können Sie an der Bedieneinheit der Regelung ablesen.

Vorlauftemperatur der Wärmepumpe beeinflusst die Kosten

Durch die spezielle Funktion der Wärmepumpe beeinflusst die Vorlauftemperatur die Effizienz der Heizung direkt. Dabei gilt: 

  • Je niedriger die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe ist, desto effizienter arbeitet die Anlage und desto niedriger sind die Heizkosten.

Begründen lässt sich das wie folgt: Eine Wärmepumpe nimmt Wärme aus der Luft, der Erde oder dem Wasser auf. Diese überträgt sie auf ein Kältemittel, welches dabei verdampft. Der Dampf strömt dann zu einem Verdichter, der mit dem Druck auch die Temperatur des Kältemittels auf das Niveau der Vorlauftemperatur im Heizsystem anhebt. Der heiße Kältemitteldampf gibt daraufhin Wärme an das Heizungswasser ab, wobei er sich selbst abkühlt. Das Medium geht anschließend in den flüssigen Zustand über. Es entspannt sich und der Vorgang beginnt von vorn. Das folgende Video erklärt diesen Kreislauf anschaulich: 

Das Video erklärt die Funktionsweise der Wärmepumpe auf anschauliche Art und Weise.

Das heißt: Ist die Temperatur im Vorlauf des Heizsystems hoch, muss der Verdichter mehr leisten, um das Temperaturniveau des Kältemittels anzuheben. Der Stromverbrauch der Wärmepumpe und die Heizkosten steigen an. Im Laufe eines Jahres ist das an einer geringeren Jahresarbeitszahl zu erkennen. Der Wert zeigt das Verhältnis von abgegebener Wärme zum verbrauchten Strom und ist damit eine wichtige Effizienzkennzahl.

Auch Wärmequelle hat Einfluss auf Temperatur im Vorlauf

Entscheidend dafür, wie hoch die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe sein kann, ist auch die Wärmequelle. Ein Beispiel: Luft ist im Winter ziemlich kalt, weshalb der Verdichter bereits bei geringen Temperaturen im Vorlauf mehr leisten muss. Kommt hingegen das Erdreich als Wärmequelle zum Einsatz, greift die Heizung ganzjährig auf Umweltwärme mit einem höheren Temperaturniveau zu. Um die gleiche Effizienz zu erreichen, darf die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe dabei also etwas höher sein. Oder anders ausgedrückt: Eine Luftwärmepumpe ist bei gleicher Vorlauftemperatur etwas weniger effizient als eine Erdwärmepumpe.

Aus der Praxis: Diese Temperaturen schaffen die Heizungen zuverlässig

Geht es um mögliche Einsatzbereiche, gibt es bei modernen Anlagen kaum Grenzen. So können speziell für die Modernisierung entwickelte Wärmepumpen mit 70, 75 oder sogar 80 Grad im Vorlauf arbeiten.  

Experten beraten zum Einsatz von Wärmepumpen

Ob und welche Wärmepumpe sich für Sie eignet, erfahren Sie von einem Viessmann Partner in Ihrer Region. Eine fundierte Einschätzung geben darüber hinaus auch Energieberater sowie Experten der Verbraucherzentrale. Sie können mit einem Heizcheck feststellen, ob eine Wärmepumpe bei Ihnen zu hohe Vorlauftemperaturen liefern müsste. Dank staatlicher Förderung kostet die Beratung der Verbraucherzentrale nicht mehr als 30 Euro.

Vorlauftemperatur der Wärmepumpe absenken: So funktioniert es 

Lassen Sie die Wärmepumpe mit maximaler Vorlauftemperatur laufen, sind die Kosten häufig höher als nötig. Günstig ist es daher, die Temperaturen im Heizsystem etwas abzusenken. Das funktioniert auch in vielen Altbauten und spart pro Grad Celsius im Durchschnitt 2,5 Prozent Heizkosten ein. Die folgende Übersicht zeigt fünf mögliche Maßnahmen:

  1. Heizkennlinie richtig einstellen: Häufig ist die Regelung der Heizung nicht optimal an das Haus angepasst. Die Wärmepumpe hat dann eine zu hohe Vorlauftemperatur und liefert mehr Energie als nötig. Indem Sie die Heizkennlinie niedriger einstellen, reduzieren Sie die Temperatur im Vorlauf und sparen ohne zusätzliche Ausgaben Heizkosten ein.
  2. Heizung hydraulisch abgleichen: Durch einen hydraulischen Abgleich des Heizsystems sorgen Sie dafür, dass die Heizung alle Räume und Heizflächen mit der benötigten Wärmemenge versorgt. Unterversorgungen bleiben durch den hydraulischen Abgleich aus und Sie können die Temperatur im Vorlauf häufig etwas niedriger einstellen.
  3. Ungünstige Heizkörper tauschen: Oft sind für eine erhöhte Vorlauftemperatur der Wärmepumpe nur wenige Heizkörper verantwortlich. Identifizieren Sie diese und tauschen sie durch größere Modelle aus, sinkt die Heizwassertemperatur und die Technik arbeitet sparsamer. Unterstützung bekommen Sie dabei von einem Fachhandwerker aus Ihrer Region.
  4. Flächenheizung nachrüsten: Günstig für die Effizienz und den Komfort ist es, wenn Sie eine Flächenheizung nachrüsten lassen. Infrage kommen Wand-, Decken- und Fußbodenheizungen, die durch große Heizflächen mit sehr niedrigen Systemtemperaturen auskommen.
  5. Raumtemperaturen optimal wählen: Je wärmer es im Raum sein soll, umso mehr Energie muss die Heizung liefern. Das hat zur Folge, dass auch die Wärmepumpe eine höhere Vorlauftemperatur liefern muss. Senken Sie die Raumtemperaturen dauerhaft oder bedarfsgerecht ab, können Sie die Regelung der Heizung anpassen lassen. Sie kommen mit einer geringeren Heizwassertemperatur aus und sparen Geld.

Ergänzend können Sie auch über eine energetische Sanierung nachdenken und Fenster austauschen oder die Fassade dämmen. Wichtig zu wissen ist, dass Sie für viele Maßnahmen eine Förderung erhalten. So gibt es für den hydraulischen Abgleich und die Einstellung der Heizkennlinie etwa die Förderung für die Heizungsoptimierung. Tauschen Sie eine alte Heizung und nutzen Sie die Heizungsförderung für die neue Wärmepumpe, können Sie die Arbeiten ebenso anrechnen. Gleiches gilt für den Austausch einzelner Heizflächen oder das Nachrüsten von Flächenheizsystemen.

FAQ: Antworten auf häufig gestellte Fragen

Je höher die Temperatur im Vorlauf eines Heizsystems ist, umso mehr Strom verbraucht der Verdichter der Wärmepumpe, um das Temperaturniveau der Umweltwärme auf dieses anzuheben. Eine niedrige Heizwassertemperatur sorgt damit also für eine höhere Jahresarbeitszahl und einen geringen Energieverbrauch.

Versorgt die Umweltheizung das Haus über eine Fußbodenheizung mit Wärme, steht eine große Heizfläche zur Verfügung. Die Temperatur im Vorlauf kann daher geringer sein. Üblich sind Werte von 30 bis 45 Grad Celsius.

Kombinieren Sie die Wärmepumpe mit Heizkörpern, sind die Vorlauftemperaturen meist höher. Je nach Bauart und Auslegung ist dabei eine Wassertemperatur von 45 bis 70 Grad Celsius nötig. Um die Vorlauftemperatur zu reduzieren und damit die Effizienz zu steigern, können schon einfache Maßnahmen wie ein hydraulischer Abgleich helfen. 

Die maximale Vorlauftemperatur einer Wärmepumpe liegt bei 70 bis 80 Grad Celsius (in der Industrie auch höher). Damit die Anlagen in diesem Bereich noch effizient und sparsam arbeiten, sollte die Ausgangswärmequelle ebenfalls mit einem hohen Temperaturniveau verfügbar sein. Gewährleisten lässt sich das zum Beispiel mit Abwärme aus industriellen Prozessen.

Da eine Wärmepumpe bei hohen Vorlauftemperaturen auch höhere Kosten verursacht, sollten Sie die Temperatur des Heizwassers absenken. Möglich ist das, indem Sie die Raumtemperaturen optimal wählen, die Heizkennlinie richtig einstellen, einen hydraulischen Abgleich durchführen lassen, Heizkörper austauschen oder eine Flächenheizung nachrüsten.